Eine Frau erklärt ihrem Sohn hysterisch, dass der Begriff Mohrrüben rassistisch sei und er doch stattdessen lieber Karotten sagen solle.

Am Wochenanfang erschien das neue Radebeuler Amtsblatt. Aufmerksame Menschen, die das Radebeuler Politklima verfolgen, werden in den letzten Wochen maßgeblich von der Debatte um die sogenannte Mohrenstraße mitbekommen haben. Kleiner Hinweis: Ich werde diese im weiteren Artikel lediglich als M‑Straße bezeichnen.

Eine Gruppe engagierter Jugendlicher im Raum Radebeul/Coswig hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf in Kolonialzeiten geprägte Begriffe im Stadtbild aufmerksam zu machen. Darunter gehört auch die M‑Straße und das dazugehörige M‑Haus. Es erfolgte eine große Debatte darüber, ob diese Straße heute umbenannt werden sollte oder nicht. Eine Petition wurde dafür, eine dagegen gestartet.

Der Begriff leite sich aus dem Volk der Maurer her, sagen die einen. Die anderen sagen, so habe man früher Menschen anderer Hautfarbe bezeichnet, nachdem man sie möglichst exotisch ankleidete, um ihre Andersartigkeit darzustellen. In den Augen der Mehrheitsbevölkerung unseres Landes ist diese zweite Geschichte ein Grund, diesen Begriff heute als rassistisch zu werten. Der Duden folgte diesem gesellschaftlichen Hintergrund und weist ebenfalls auf die rassistische Verwendung des M‑Wortes hin.

Nun kann man sich natürlich darauf versteifen, dass Marx höchstpersönlich, ebenfalls dunkelhäutig, mit diesem Begriff betitelt wurde freundschaftlich, versteht sich. Dennoch: Zeiten ändern sich, Gesellschaften ändern sich und damit ändert sich auch Sprache. Kleine Randbemerkung: Der Begriff Wichser wird heute ebenfalls als beleidigend verwendet, selbst wenn am Anfang des letzten Jahrhunderts damit ein Beruf verbunden war.

Was ist nun der Aufreger?

Im Amtsblatt der Stadt Radebeul erschien folgende, die Petition und das Engagement der Jugendlichen ins lächerliche ziehende, Karikatur:

Eine Frau erklärt ihrem Sohn hysterisch, dass der Begriff Mohrrüben rassistisch sei und er doch stattdessen lieber Karotten sagen solle.

Die Karikatur stammt von einem Künstler namens Lutz Richter und schien für OB Wendsche keinerlei problematischen Aspekt zu haben.

Ich finde: Wer mithilfe einer solche Karikatur das lobenswerte Engagement Jugendlicher und People of Colour ins Lächerliche zieht, sollte sich öffentlich entschuldigen.