Daniel Borowitzki: Ist der Mietendeckel auch im Landkreis Meißen sinnvoll? Wir sagen: Ja!
Der Berliner Mietendeckel war erst kürzlich vom Bundesverfassungsgericht für nichtig erklärt worden. Jedoch nicht, wie viele vermuteten, weil dadurch verfassungsfeindlich gegen die Wohnkonzerne vorgegangen worden wäre. Das Verfassungsgericht entschied lediglich eines: Die Wohnungspolitik ist Bundessache, keine Ländersache!
Doch warum brauchen wir im Landkreis Meißen eigentlich einen Mietendeckel?
Dass Wohnen ein Menschenrecht ist und daher auch bezahlbar bleiben muss, sollte niemand wegdiskutieren. Die Höhe der Mietpreise hängt maßgeblich auch von Standortfaktoren ab. Je attraktiver der Standort laut Wohnungsmarkt ist, desto höher steigen die Mieten. Entsprechende Mietpreise spiegeln sich auch bei uns im Landkreis wieder.
Zum einen fällt in diesen Bereich die generelle Lage. Befinden wir uns in der Nähe einer Großstadt? Und wie ist die Verkehrsanbindung vor Ort? Wie sieht die Arbeitsmarktsituation aus und gibt es stabiles Internet für (gerade in Covid19-Pandemie-Zeiten wichtige) Home-Office-Sitzungen? Je mehr dieser Fragen mit „ja“ beantwortet werden können, desto höher sind die Mieten.
Ich habe mir als Beispiel die fünf einwohnerstärksten Städte im Landkreis herausgesucht: Radebeul, Riesa, Meißen, Coswig und Großenhain. Besonders drei Wohnungsgrößen sind für diese Darstellung interessant: Wohnungen mit 30qm, Wohnung mit 60qm und Wohnungen mit 100qm.
Warum diese Darstellung? Weil sie deutlich widerspiegeln, von welchen Zielgruppen diese Wohnungen nachgefragt werden. In 30qm-Wohnungen werden hauptsächlich Alleinstehende wohnen, 60qm-Wohnungen sind hauptsächlich für Paare und alleinerziehende Eltern interessant. 100qm-Wohnungen sind für Familien mit zwei Kindern bestens geeignet.
Die preiswerteste Stadt im Landkreis Meißen ist Riesa mit durchschnittlich 5,23€ pro Quadratmeter. Dem folgt Großenhain mit 5,70€ pro Quadratmeter und dann Meißen mit 5,97€ pro Quadratmeter. Den absoluten Spitzenwert erreicht Radebeul mit durchschnittlich 8,85€ pro Quadratmeter das sind ganze 3,52€ mehr als in Riesa! Die Stadt liegt damit nur 69 Cent unter dem bundesweiten Durchschnitt, in den die Wucherpreise Münchens, Stuttgarts, Hamburgs und Berlins genauso reinfallen, wie die sehr niedrigen Mietpreise im ländlichen Raum.
Entsprechend schwierig oder einfach gestaltet sich die Wohnungssuche in den jeweiligen Städten. Während es in Riesa und Großenhain als vierköpfige Familie sicherlich einfacher ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist die erfolgreiche Suche danach in Radebeul schon ein Ding der Unmöglichkeit. Während jedoch in Radebeul viele Arbeitnehmer*innen in Dresden einen gut bezahlten Job haben, sind diese gut bezahlten Jobs in Riesa und Großenhain wohl eher schwierig zu bekommen. Auch das ist ein Grund für die in den letzten Jahren erfolgte Abwanderung. Wer also nicht das Glück hat, in einer Großstadt mit vielen attraktiven Arbeitsstellen zu wohnen, kann sich die entsprechenden Mieten auch nicht leisten.
Von Radebeul aus erreicht man Dresden sehr schnell. Sowohl per Regionalbahn, S‑Bahn, Straßenbahn als auch mit Auto und Fahrrad ist man schnell in der Landeshauptstadt. Hinzu kommt die generelle Lage zwischen Weinbergen und Elbe, die durchsanierte Infrastruktur und viele Schulstandorte. Wer etwas mehr erleben will, ist schnell in Dresden. Trotzdem ist man in der Stadt selbst relativ ruhig gelegen. All das führt dazu, dass der potenzielle Wohnort Radebeul schnell teuer werden kann.
Aber ist ein Mietendeckel wichtig für den Landkreis?
Ja. Im Jahr 2011 noch war es in Radebeul möglich, eine 100qm-Wohnung für 5,46€ pro Quadratmeter zu bekommen. Im Jahr 2021 liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis für diese Größe schon bei 9,85€ er ist damit 4,39€ höher als 2011 und liegt 32 Cent über dem Bundesdurchschnitt! Radebeuler*innen mit zwei Kindern, die auf der Suche nach einer neuen Wohnung sind, haben gar keine anderen Möglichkeiten, als sich entweder besser bezahlte Jobs zu suchen oder aus der Stadt wegzuziehen.
Dass sich diese Entwicklung nun auch auf den weiteren Landkreis erstrecken kann das könnte eine zukünftige Entwicklung sein. Erste Anzeichen dafür sieht man in Radebeuls Nachbarstadt Coswig, deren Mietspiegel für die selben Wohnungsgrößen von 4,80€ im Jahr 2011 auf satte 9,64€ im Jahr 2020 hochschoss 4,84€ mehr als im Jahr 2011. Gleich hinter Coswig, nämlich in Weinböhla, schoss der durchschnittliche Mietpreis ebenfalls von 5,03€ auf 9,25€ und damit um 4,22€ in die Höhe!
Wie könnten wir diesem Problem Abhilfe schaffen?
71 Prozent aller Deutschen befürworten einen Mietendeckel. DIE LINKE ist die einzige Partei, die diesen Ruf ernst nimmt und entsprechende Maßnahmen ergreift. Wie oben dargelegt, kann der bundesweite Mietendeckel auch im Landkreis eine entsprechend gute Wirkung erzielen.
Teilt, bewerbt und unterschreibt daher den Aufruf für einen bundesweiten Mietendeckel und Mietenstopp hier: https://www.miete-bezahlbar.de/aufruf-unterzeichnen/
Quellen Mietspiegel: Riesa, Großenhain, Meißen, Radebeul, Coswig