Ulrich Köhler: Alle Räder stehen still Erinnerungen zum 1. Mai

Unlängst fiel mir ein Foto in die Hand. Es zeigte mich auf der Maidemonstration 1977. Als Student der TU Dresden nahm ich auch an der traditionellen Demonstration der einzelnen Sektionen teil.

Ein freier Tag, es gab Bier und Bockwurst. Abends dann in die Studentenkneipe.

Meinem Vater habe ich es zu verdanken, dass ich ein politisch denkender Mensch wurde. Er arbeitete damals beim FDGB, dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund. Wir hatten viele Diskussionen und sind nicht selten unterschiedlicher Meinung gewesen. Immer wieder ging es um die führende Rolle der Partei, der SED, die ich damals mit meinem theoretischen Wissen verteidigte.

Doch damals kam ich, dank meines Vaters, auch zu der Erkenntnis, dass nur die Arbeiterklasse, heute die werktätige Bevölkerung, es in der Hand hat, die Gesellschaft nach ihrem Willen zu verändern.

Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will. Diese Losung ist heute nach wie vor aktuell. Immer mehr Werktätige wehren sich gegen Lohnungleicheit zwischen Ost und West, weiblichen und männlichen Beschäftigten. Sie fordern ihre legitimen Rechte ein. DIE LINKE in Sachsen hat diese Streiks immer unterstützt und war zu großen Teilen auch bei den Streikenden vor Ort. So auch bei den Beschäftigten der Teigwaren Riesa.

Im Entwurf des Wahlprogramms der LINKEN zur Bundestagswahl 2021 heißt es:

Die Löhne für Normal- und Geringverdienende müssen deutlich steigen. Dafür wollen wir Gewerkschaften stärken, Tarifverträge müssen wieder allgemeinverbindlich werden. Leiharbeit und sachgrundlose Befristungen, Mini- und Midijobs drücken auf die Löhne, schwächen die Sozialversicherung und die Beschäftigten sind kaum gegen Entlassungen geschützt. Wir wollen sie in gut bezahlte, tarifliche Arbeitsverhältnisse überführen. Mit einem Mindestlohn von 13 Euro können wir alle Beschäftigten aus den Armutslöhnen holen. Es ist Zeit.

Mein Vater, Kurt Köhler, der Gewerkschafter, würde diese Forderungen sicherlich gut heißen. Ich tue es auf alle Fälle.

Ulrich Köhler